top of page

Im Sein verwundet I

„Im Sein verwundet“ - der Titel sagt schon alles. Der Mensch ist das Ziel, seine Emotionen und die Beschäftigung mit sich selbst. Gerade im digitalen Zeitalter, in dem wir uns befinden, erhält der Wunsch, sich nach innen zu besinnen, sich zu spüren, einen neuen Stellenwert. Wie halte ich mich aus? Die Performance anlässlich des Internationalen Museumstages 2019 im Lechner Museum während der Ausstellung „Hermann Nitsch. Das Gesamtkunstwerk“ führt auch Irmingard Beirle zu sich und ihren Wurzeln zurück, ist sie doch von der Aktionskunst des Hermann Nitsch grundlegend beeinflusst. So lernte die Künstlerin einst an der Sommerakademie in Salzburg von ihm und nahm auf Einladung des österreichischen Künstlers an zwei seiner Aktionen teil.
Durch die physische und psychische Grenzerfahrung, die Beirle dadurch erfuhr, entwickelte sie eine Kunst, die im Gegensatz zur Radikalität des Lehrers steht. Eine Kunst, die sanft beim Menschen wirkt ohne an Selbsterkenntnis einzubüßen. Zusätzlich inspiriert von Marina Abramovic mit ihren stillen Aktionen und geprägt durch ihre eigene Tätigkeit als Pharmazeutin findet Beirle durch das Einwickeln des Menschen einen behutsamen und reduzierten Weg, der um so mehr bewirkt: Sei mit dir selbst!

 Fotograf: Konrad Beirle

Katalog alt.jpg

Der Katalog zur Enthüllungsaktion können Sie direkt bei mir bestellen.

Im Lechner Museum in Ingolstadt wurde erstmals der ganze Körper der Protagonisten in eindrucksvoller Kulisse mit roten Binden eingebunden. Das Verbinden als Zeichen von Heilung, körperlich wie seelisch. Das Rot als Zeichen von Blut. Eine starke Farbe, die geradezu pulsiert und belebt, Blut ist Leben.

 

Zunächst jedoch ein intensiver Blick zwischen Künstlerin und Mitwirkendem. Das Bewusstsein, die Künstlerin ganz nah an sich heranzulassen, wird gesteigert, aber auch jenes, sich selbst ganz nah an sich selbst zu lassen. Das Einbinden des ganzen Körpers fordert vom Mitwirkenden ein Einlassen auf seine Gefühle, auf sein Sein – Stück für Stück und in aller Stille. Die Konzentration auf sich selbst nimmt den größten Stellenwert während der unglaublich ruhigen Performance
ein, die Künstlerin führt durch ihre Aktion jeden Einzelnen zu sich selbst und seiner persönlichen Geschichte. Der Schmerz aber bleibt in ihm. Erst durch das Auswickeln löst er sich, ja heilt sich davon. Individuell, langsam und bedächtig aber auch hektisch und schnell, den Tränen nahe oder mit sich im Reinen.
Egal wie.


Die Freiheit gewinnt.


Heidrun Prodinger
Kunsthistorikerin

bottom of page